Blickkontakt
Einige – nicht anerkannte – ältere Wissenschaftler haben eine Theorie entwickelt, die mit einfachen (aber leider anstrengenden und nicht ganz ungefährlichen) Übungen zu dem sogenannten “Blickkontakt” führt. Was das ist? Ein Erlebnis von unbeschreiblicher Intensität, etwa wie 1000 Likes auf einmal!
Ich selber habe den “Blickkontakt” in meiner Jugend mehrmals erlebt, damals wusste ich nicht um seine Seltenheit. Hier in Berlin gibt es ihn bisher noch nicht, oder nicht mehr. Ich habe aber die Hoffnung, dass diese Anleitung und eine APP dabei hilft, ihn hier wieder zum Leben zu erwecken – wie das Gen-Clonen einer ausgestorbenen Spezies.
Insgesamt ist mir die Theorie zu hoch, deswegen versuche ich im Folgenden die praktische Übung und Anwendung der APP zu beschreiben:
1) Betrachten Sie zunächst wie immer Ihren Smartphone Bildschirm.
2) Der erste Schwierigkeitsgrad: Lösen Sie Ihren Blick von den Nachrichten, sie können dabei beruhigt weitertippen oder swipen um sich wohl zu fühlen, und lenken Sie Ihre Augen nach oben in Richtung Batterie-und Empfangsanzeige. Ich weiss, es ist anstrengend, chatten Sie wieder und wiederholen Sie diese Übung sobald es Ihnen besser geht. Machen Sie das mindestens einmal pro Stunde und gewinnen Sie somit Sicherheit ausserhalb Ihrer Facebook/Messenger Umgebung.
3) Die nächste Übung ist weitaus schwieriger: bewegen Sie Ihrer Augen noch weiter hoch zum Displayrand, als ob Sie dort einen Sprung im Glas oder ein eingeklemmtes Haar sehen. Kehren Sie mit Ihrem Blick wieder in die gewohnte Umgebung zurück sobald Sie Unsicherheit oder Angst verspüren. Wiederholen Sie auch diese Übung zunächst zweimal am Tag und dann – mit zunehmender Sicherheit – einmal pro Stunde. Chatten Sie wie üblich weiter und gehen Sie – auch wie üblich – keinesfalls in die Tiefe, erzählen Sie nichts von Ihrer Übung. Sie werden in diesem Stadium des Trainings keine Likes bekommen und dies kann zu Depressionen führen.
4) Die dritte Übung ist extrem schwierig und Sie brauchen einen starken Willen und auch Mut um diesen Schritt zu gehen.
ACHTUNG: Diese Übung ist nicht geeignet für Kinder, Schwangere, bei Krankheit, wenn Sie Medikamente einnehmen, alkoholisiert oder auf Droge sind, wenn Sie Lesebrille tragen. Üben Sie diesen Schritt nur in sicherer Umgebung, eventuell prüfen Sie Ihre Umgebung indem Sie die Kamera des Smartphones auf der RÜCKseite einschalten (ja, die gibt es und ich meine NICHT die Einstellung für Selfies, das ist die FRONTkamera). Üben Sie diesen Schritt nicht in Dunkelheit!
Laden Sie die APP “Blickkontakt” aus Google Play oder aus dem App Store auf Ihr Smartphone und akzeptieren Sie die Freigaben. Klicken Sie in der installierten App auf “Suche Blickkontakt”. Jetzt wird ein Freund, der auch Blickkontakt sucht und in der Nähe ist, in Ihren Netzwerken gefunden oder Sie erhalten die Einladung eines neuen Freundes. Akzeptieren Sie den Kontakt. Über die “Kontakt-Ort” Funktion, die den Standort beider Teilnehmer kennt, wird Ihnen von der APP der Ort und die Zeit des Treffens vorgeschlagen. Akzeptieren Sie diesen Termin. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, bewegen Sie sich wie gewöhnlich mit Dauerblick auf Ihr Smartphone zu diesem Treffen. Sobald Sie an dem Ort eingetroffen sind, überprüfen Sie im Chat die Anwesenheit des Anderen.
Jetzt müssen Sie tapfer sein: Aktivieren Sie in der APP den Blickkontakt Countdown, dieseer löst bei beiden Partnern synchron den Countdown aus. Während der Countdownzähler auf Null herunterzählt ertönt ein leises Klicken, bei jedem Klick blicken Sie immer weiter zum Displayrand hoch. Bei Countdown Null ertönt ein leiser Gong und dann ruhige Musik, springen Sie nun mit Ihrem Blick von der Displaykante in die Leere darüber und versuchen Sie dabei ruhig weiterzuatmen. Heben Sie Ihren Kopf und schauen Sie geradeaus, etwa so wie beim Selfie, nur nicht ganz so hoch und ohne erhobenen Arm mit Smartphone. Der Arm bleibt unten.
Achtung: jetzt wird alles dreidimensonal! Zunächst ist alles unscharf, aber nach wenigen Sekunden gewinnen Konturen an Definition, wie Bilder die aus der Cloud geladen werden und immer feiner pixeln. Suchen Sie in diesem Bild nach folgenden Muster, das sind die Augen Ihres Blickkontakt Partners: (kann auch ähnlich sein)
Bemerken Sie das Gefühl? Es ist unbeschreiblich! Sicherlich dauert es nur einen Augenblick und Sie werden sofort wieder in Ihre gewohnte Smartphone Umgebung sehen. Keine Sorge, falls die Musik endet und Sie haben Ihre Chatoberfläche nicht wiedergefunden, heben Sie den Arm wie bei einem Selfie und das Smartphone erscheint vor Ihren Augen.
Sie können den Blickkontakt kostenlos wiederholen. Nutzen Sie die App für einen weiteren Blickkontakt und lernen Sie neue Freunde mit Tiefe kennen.
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Mitunter erweist sich ein bewusst nicht erwiderter Blickkontakt als geeigneter Schutzmechanismus, zum Beispiel bei Menschen, die NICHT ihr wirkliches Gegenüber, sondern SICH in dem ihnen gegenüberstehenden Menschen sehen!
Zu einer Randgruppe der so genannten ungewollten “Blick-Kontakt-Vermeider” gehören in der Regel autistisch geprägte Menschen, die sich zur Verarbeitung von Informationen zumeist in sich zurückziehen müssen, um ausgesprochene und nicht ausgesprochene Botschaften überhaupt verarbeiten zu können.
Eine sich ständig vergrößernde fehlende Blick-Kontakt-Wahrnehmung, explizit in Berlin, ist mir in erschreckender Weise auch aufgefallen, deutlich mehr als in der Millionenmetropole und Weltstadt London. Die Gründe dafür haben ursächlich unterschiedliche Gründe, die in Studien zwischenzeitlich intensiv erforscht werden. Die immer häufiger, schon fast zwanghafte Benutzung des Smartphones, ist eines der größten Übel, das sich eklatant negativ auf den notwendigen Blickkontakt eines funktionierenden sozialen miteinander Umgehens als Teil des Sozialverhaltens auswirkt. Traurig aber wahr!