FaceTracker

FaceTracker

In den frühen 90er Jahren entwickelte ich als Science Artist den FaceTracker. Ich wollte für künstlerische Einsätze eine Methode entwickeln, mit der man die Mimik eines Menschen auf eine Computerfigur übertragen kann. Nach zwei Jahren Tüftelei, Experimenten und vielen Prototypen hatte ich ein komplettes Verfahren und Gerät zur berührungslosen Verfolgung von Mimik in Echtzeit durchentwickelt und hergestellt. Mit diesem Verfahren wurde die lippensynchrone Darstellung von animierten Charakteren im Kino revolutioniert.

Das Gerät ist eine spezielle Kopfkamera, die auch bei Kopfbewegung auf das Gesicht gerichtet bleibt. Eine daran angeschlossene Echtzeitbildverarbeitung erkennt die Veränderungen in der Mimik, verwandelt sie in Daten und stellt sie ohne das Aussehen des Gesichtes, also losgelöst, nur als Bewegung, live zur Verfügung.

Damit konnte man die Mimik von Trickfiguren live fernsteuern. Das sparte Mühe, Kosten und war genauer als jedes andere bis dahin bekannte Verfahren.

In der Oktober-Ausgabe 1995 vom amerikanischen WIRED Magazin wurde darüber berichtet, ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade ein kleines Studio in Los Angeles mit einem Partner und ein Ladengeschäft (!) für Service und den Verkauf vom FaceTracker eröffnet. Der Bericht in WIRED ist auch heute noch erstaunlich, da WIRED mich in ganz früher Phase entdeckt hat, in der kaum andere Insider der Filmindustrie verstanden, was ich da machte. In Deutschland verstand man erst Jahre später die Bedeutung dieser Technologie. Heute ist sie, technisch natürlich stark weiterentwickelt und durch massive Rechenpower in jedem Handy rein optisch realisiert, aus einer Vielzahl von Anwendungen nicht wegzudenken.

WIRED Magazin, Oktober 1995

Der FaceTracker wurde schließlich von fast allen großen Filmstudios verwendet und international in vielen Filmproduktionshäusern, Special Effects Betrieben, Forschungsstätten und Universitäten, auch in Medizin und Psychologieanwendungen eingesetzt.

Mehrere hundert verkaufte Einheiten trugen jedenfalls dazu bei, die Computeranimations Branche im Kinofilm zu beleben und Trickfiguren bei geringeren Kosten lebendiger zu gestalten.
Bei der Oscar Verleihung “Technical Achievement Award 2021” in Los Angeles, wurde mein FaceTracker in der Laudatio des Gewinners als Grundlage seiner Arbeit erwähnt. Prämiert wurde (dem Interesse der US amerikanischen Filmindustrie folgend) das derzeit erfolgreichste Gerät im filmischen Einsatz, nicht meine Grundlagenentwicklung (sic).