Ausstellung “SUPERPOSITION”

Ich wurde eingeladen, eine Ausstellung im Projektraum “DISKURS” zu kuratieren und freue mich auf die Eröffnung der nun aufgebauten Ausstellung: SUPERPOSITION am 22.01.2020 um 19 Uhr.

SUPERPOSITION zeigt radikale Positionen über die Wahrnehmung aus dem Bereich Science Art / Art and Science von mir und den*der Künstler*in:

Lucas Buschfeld

Edith Kollath

Sebastian Wolf 

SUPERPOSITION läuft bis 29.02.2020. Die Öffnungszeiten sind auf der Seite von Diskurs zu erfahren.

Hier mein Text zur Ausstellung:

Der Philosoph William von Occam empfahl im Mittelalter, die Philosophie mit einem Rasiermesser von allem Überflüssigen zu befreien, also im Sinne der Kohärenz die einfachste Erklärung zu verfolgen. Das ist eine Methode, die im Alltag heute gerne in der Betrachtung unserer „realen” Welt zur Anwendung kommt, macht sie das Leben ja viel einfacher und befreit uns von der Abwägung unzähliger Möglichkeiten, die sich in jedem Augenblick bieten.

Die Ausstellung „Superposition“ möchte hier ansetzen und mit den Werken von vier Künstlern die Beobachtung von Vorgängen ermöglichen, die sowohl die Sicht nach Außen erweitern, wie auch im Innern des Betrachters auf ein Erlebnis der Wahrnehmung verdichten.

Der Stoff, aus dem alles entstand und entsteht, trägt nach den heutigen Erkenntnissen der Physik in sich die grundlegende Eigenschaft der Möglichkeit. Allem zugrunde liegt also die Wahrscheinlichkeit und nicht die Sicherheit, das wissen wir aus der Quantenphysik seit Max Planck, Niels Bohr, Werner Heisenberg und vielen anderen. Demnach verzichtet man auf Möglichkeiten, ja, man vernichtet sie sogar, wenn man sie nicht beachtet.

Das Gedankenexperiment des Nobelpreisträgers Erwin Schrödinger aus dem Jahre 1935 mit einer eingeschlossenen Katze in einer Box, einen tödlichen Mechanismus enthaltend, welcher mit 50%iger Wahrscheinlichkeit irgendwann auslöst oder auch nicht, führt zu der Erkenntnis, dass man nicht weiß, ob die Katze lebt oder nicht, solange man nicht nachsieht. Die Katze befindet sich gedanklich im Zustand der Superposition, der Überlagerung, von Sein oder Nicht-Sein. Im berühmten Doppelspaltexperiment von 1805 wird dies sogar sichtbar, da hier Licht gleichzeitig sowohl als Teilchen, als auch als Welle auftritt und unserer Wahrnehmung, dass etwas nur eines sein kann, völlig widerspricht.

Erst die Beobachtung, die Messung, das „Nachschauen“ zerstört die Überlagerung und bildet eine konkrete Erscheinungsform aus. Wie bei einem Wellenbrecher kollabiert die Wahrscheinlichkeitswelle und formt die eindeutige Realität. Die Katze lebt! …und es gibt keine Trennung von Beobachter und Beobachtetem…. Die zerstörerische Kraft der Beobachtung führt demnach auch zur Genesis, zur Entstehung, Auskristallisierung von Sicherheit im Quantenschaum der Möglichkeiten.

Ein weiterer Nobelpreisträger, kein Geringerer als Albert Einstein, konnte das nicht glauben, rüttelte es doch an seinem genialen Raumzeit-Konstrukt der Relativitätstheorie. Er fragte „Ist denn der Mond auch da, wenn ich nicht hinsehe?” und später meinte er weiterhin zu dem Thema „Gott würfelt nicht!”. Wir wissen inzwischen ja, der Mond ist tatsächlich da, weil er ständig durch Wechselwirkungen „gemessen” wird. Und Niels Bohr antwortete: „Ob Gott würfelt oder nicht, entscheidet nur Gott, denn er macht die Regeln.”

Die Ausstellung „Superposition” möchte mit den Werken der beteiligten Künstler/innen den Aspekt der Realitätsformung durch Beobachtung in den Mittelpunkt ihrer Aussage rücken. Die Beschäftigung mit den ausgestellten Werken führt zur Formung von Erlebtem und dazu laden die Werke ein. Die Installationen haben neben ihrem künstlertypischen, skulpturalen, technischen Aufbau eine erzählerische Ebene, die sich im Inneren des Betrachters öffnet. Dies ist ein Grundbestandteil der Kunstrichtung „Science Art”, die sich hier erleben und erfahren lässt, wenn man bereit ist, sie wahrzunehmen und als Konsequenz die Gelegenheit erhält, neue Realitäten zu entdecken.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß auf Ihrer Entdeckungsreise!

Olaf Schirm

Ich zeige dort erstmals die kinetische Klanginstallation:

SWARM

und:

fadeR

Hier ist ein Bericht über die Ausstellung, publiziert im Feuilletonscout

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert